- monthly subscription or
- one time payment
- cancelable any time
"Tell the chef, the beer is on me."
Aus einer Broschüre des US-Militärs zu mehr OSINT
Der Fachbegriff für die Ausspähung des öffentlich zugänglichen Internet lautet “Open Source Intelligence” (OSINT). Bekannt ist diese Auswertung persönlicher Mitteilungen etwa aus Libyen, wo die NATO aus Tweets zukünftige Ereignisse ablesen wollte. Das US-Militär hatte 2011 angekündigt, noch mehr Anstrengungen zum Aufbau von OSINT-Maßnahmen zu stecken, auch um in diesem Feld die Vorherrschaft zu behalten. Profitieren sollen nicht nur alle Teile des Militärs und deren Geheimdienste, sondern auch der “Heimatschutz” im Innern. Im Dokument ist immer wieder die Rede von Bedrohungen durch “Extremisten”.
“Recorded Future” wertet nach eigenen Angaben 250.000 offen zugängliche Quellen aus, darunter Webseiten auch von Medien, Blogs und Twitter. Der kostenpflichtige Dienst versucht, daraus Prognosen für zukünftige Ereignisse zu erstellen. Die Firma erklärt aber nicht, auf welche Statistiken zugegriffen wird um die Wahrscheinlichkeit bestimmter Vorhersagen zu untermauern. Denn es wird nicht lediglich die Anzahl von Hashtags wie – im Falle des 5. November – #OpNSA oder #OpPRISM gezählt.
Um genauere Ergebnisse zu liefern, braucht es die Einbindung früherer Ereignisse. Derartige Wissensdatenbanken werden unter anderem von dem Informatiker Kalev Leetaru errichtet, der hierfür unter dem Namen “Global Data on Events, Location and Tone” (GDELT) Millionen Einträge zu Aufständen, Protesten und Friedensinitaiven pflegt. Ziel ist die Identifizierung von “Bedrohungen”.
In einem Interview erklärt Leetaru dazu:
Meine Arbeit konzentriert sich auf die Analyse sowohl von Emotionen als auch von Verhaltensweisen. Den emotionalen Ton globaler Medienberichte heranzuziehen, um Konflikte und Stabilität zu analysieren, ist ziemlich neu. Fast jede Firma wertet heute den Tonfall in den Medien aus, um in Erfahrung zu bringen, was die Leute über sie denken, aber es gibt nicht viele, die mit dieser Methode versuchen, die globale Politik vorherzusagen.
Das Projekt von Leetaru wird mittlerweile auch in Deutschland verbreitet. Zu den Protagonisten gehört der selbsternannte “Sicherheitsberater” Florian Peil, der politische Ereignisse als ein “großes Datenproblem” umschreibt:
Enthusiasten sind sich sicher, dass die Auswertung der Vergangenheit bald einen Blick in die Zukunft ermöglicht. Für sie sind Gesellschaften und Geschichte einfach wie ein großes Datenproblem zu behandeln.
Auf der Verkaufsmesse “Europäischer Polizeikongress” hielt Peil dazu einen Vortrag im Panel zu “Cybercrime”. Mittlerweile arbeitet der “Sicherheitsberater”, der seine “Laufbahn” nach eigenen Angaben “in einer deutschen Sicherheitsbehörde” begann, in dem StartUp “Riskworkers”. Die Internetdetektei wurde von zwei ehemaligen Fallschirmjägern und einem Bundespolizisten gegründet und bietet die digitale Ausforschung für Privatpersonen, Firmen und Behörden an. So sollen “Stalker”, “Störer” oder auch unerwünschte Proteste gegen Unternehmenspolitik aufgespürt und neutralisiert werden.
Zu den von “Recorded Future” orakelten DDoS-Attacken passt die Ankündigung der EU-Polizeiagentur EUROPOL, die gemeinsam mit dem Sicherheitsdienstleister TrendMicro kürzlich eine Kampagne zur Internetsicherheit begonnen hatte. In teilweise martialisch aufgemachten Videos wird auch vor “Hacktivism” gewarnt. Das letzte Video, mithin die Auflösung des gefährlichen digitalen Kuddelmudel, soll ebenfalls am 5. November online gehen. Fehlt also nur noch Popcorn.
Wir wollen netzpolitik.org weiter ausbauen. Dafür brauchen wir finanzielle Unterstützung. Investiere in digitale Bürgerrechte.
"Tell the chef, the beer is on me."
"Basically the price of a night on the town!"
"I'd love to help kickstart continued development! And 0 EUR/month really does make fiscal sense too... maybe I'll even get a shirt?" (there will be limited edition shirts for two and other goodies for each supporter as soon as we sold the 200)